Andacht zu Jesaja 25,8-9
Das Come-back (Osterwoche), Tag 5

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Lesung:

Jesaja 25,8-9

Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen; denn der HERR hat's gesagt. Zu der Zeit wird man sagen: "Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe. Das ist der HERR, auf den wir hofften; lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil."

 

 

Thema:

Gott verschlingt den Tod auf ewig.

 

Auslegung:

Wie eine Pflanze im Frühjahr mit unaufhaltsamer Macht durchbricht, so bricht die Auferstehungsgewissheit in unserem Text mit einem deutlich verfrühten Trieb aus dem Mutterboden des alttestamentlichen Glaubens hervor. Die Auferstehungshoffnung war damals noch gar nicht ausgeprägt. Die Religion war wie ein Schmetterling vor der Einpuppung: Ohne Flügel. Eine Raupe.

Erst Jahrhunderte nach Jesaja wird sich die Auferstehung von Jesus ereignen. Erst Jahrhunderte später wird Paulus die Weissagung Jesajas als schon vollendet erklären und schreiben: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg!“ Und der Seher Johannes wird Christus als den umjubelten Sieger in Gottes ewiger Welt preisen und von neuem betonen, dass dann „alle Tränen abgewischt“ sein werden.

Und wie soll man sich das vorstellen: Gott verschlingt den Tod, aber auch das Leid und den Schmerz? Könnte es sein, dass Gott sich alles Negative einverleiben wird, es sozusagen „essen“? Und dass dann in Gott der Tod und das Leid verdaut wird und schließlich zu etwas Gutem umgewandelt? Könnte es sein, dass wir eines Tages erkennen werden, dass all unser Leid einen Sinn hatte? Das Wort aus dem Jesajabuch weist in diese Richtung. Wir mit unserer Schuld und Vergänglichkeit werden nicht ins Bodenlose abstürzen, sondern aufgenommen werden in das Neue, das Gott schaffen wird. Dann wird der Jubel über Gottes Liebe und das Staunen über Gottes Weisheit groß sein.

 

Gebet:

Gott, wie oft frage ich nach dem Sinn des Leids in dieser Welt. Gib mir Geduld, dass ich auf dein Reich zulebe! Lass mich eines Tages dabei sein in jener neuen Welt, in der alles Leid verschlungen sein wird vom Sieg des Lebens.

 

Impuls:

Im NT wird die Rede vom „verschlungenen Tod“ wieder aufgenommen. Wissen Sie, wo? Ebenso von den „abgewischten Tränen“. Wissen Sie wo? Lesen Sie die beiden Stellen nach.

(Verschlungener Tod: 1.Korinther 15,53-57

Tränen abwischen: Offenbarung 21,3-5)

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Manche Forscher sagen, einige neutestamentliche Stellen seien nicht „authentisch“, weil sie sich inhaltlich mit alttestamentlichen Aussagen decken. Sie seien sozusagen abgeschrieben worden. Es gibt aber auch eine andere Erklärung: Könnte es nicht sein, dass beide Male (im AT und NT) dieselbe Wirklichkeit wahrgenommen wurde, und deshalb auch ähnlich beschrieben wurde? Möglicherweise hat mancher neutestamentliche Autor, der das Alte Testament kannte, gesehen, dass die alten Formulierungen einfach treffend sind. So z.B. Paulus, der vom verschlungen Tod spricht und damit ein Bild aus dem Jesajabuch wieder aufgreift.

v     Die Berufung Jesajas (Jesaja 6) zeigt, dass Jesaja einen kleinen Einblick in Gottes herrliche, heilige, jenseitige Welt bekommen hat. „Weh mir, ich vergehe“, hatte er damals gerufen. (siehe Text 1 Trinitatis)

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin