Andacht zu Johannes 10,17-26
Verzichten bringt’s (Lätare), Tag 5

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Lesung:

Johannes 10,17-26

Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, dass ich's wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Dies Gebot habe ich empfangen von meinem Vater. Da entstand abermals Zwietracht unter den Juden wegen dieser Worte. Viele unter ihnen sprachen: Er hat einen bösen Geist und ist von Sinnen; was hört ihr ihm zu? Andere sprachen: Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann denn ein böser Geist die Augen der Blinden auftun? Es war damals das Fest der Tempelweihe in Jerusalem, und es war Winter. Und Jesus ging umher im Tempel in der Halle Salomos. Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus. Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir. Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen.

 

 

Thema:

Es beginnt ganz leise

 

Auslegung:

Da tut Jesus die größten Wunder und verblüfft schon im zarten Alter von zwölf Jahren die Gelehrten im Tempel mit seinem Wissen über Gott. Andererseits sagt er nicht, wer er wirklich ist. Die Gegner Jesu sind irritiert: Wie lange hältst du uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus?

Warum Jesus bloß so ein Geheimnis um seine wahre Identität macht? – Offensichtlich möchte er nicht, dass der Glanz seiner Gottessohnschaft uns blendet, so dass wir blind werden für das nicht so Helle: für seine freiwillige Selbsthingabe am Kreuz. Wie ein Komponist zuerst die zarten Instrumente einsetzt, die Streicher und Holzbläser, bis ihre Botschaft klar ist, so lenkt Jesus unsere Aufmerksamkeit zuerst auf das Leise und Unspektakuläre: Ich lasse mein Leben. Freiwillig. Für die Menschen. Wie ein Weizenkorn, das ausgesät wird. Ich scheitere. Ich werde ausgelöscht. Das ist mein – und euer – Weg. Das ist die Botschaft, die euch zuallererst klar sein muss.

Der Weg der Liebe beginnt leise – auch heute: nicht mit lautstarken Programmen und Erfolgsrezepten, sondern mit der stillen Bereitschaft, Lebensenergie für andere einzusetzen.

Die Pauken und Trompeten kommen erst später: bei der Auferstehung. Der Schlussakkord des Weges der göttlichen Liebe wird dann erstrahlen in unvergänglichem Glanz.

 

Gebet:

Herr Jesus, ich träume von großen Menschenmassen, die dir folgen. Ich träume von der Erfolgsgeschichte deines Evangeliums in der Welt. Gib mir den Mut auszuhalten, dass deine Herrschaft ganz leise und unspektakulär beginnt. Gieße die stille Freude am Vater in mein Herz. Mache mich bereit zu sich aufopfernder Liebe. Mache mich zu deinem Nachfolger.

 

Impuls:

Verzichten Sie heute einmal bewusst darauf, Ihre Leistungen und Qualitäten anderen Menschen zu präsentieren. Legen Sie es nicht darauf an, dass man Sie beachtet oder bewundert. Tun Sie in aller Stille, was gut ist.

 

Hintergrundinformationen:

v     Jesus sagt, er gehe freiwillig in den Tod. Zu diesem Thema siehe auch die Woche „Das Ziel im Visier“

v     Zum Thema Glanz Christi siehe auch die Andachten zum Thema “Enttarnung“ und zum Thema “Menschenkind – Gotteskind“

v     Unser Bibeltext gehört zur Rede Jesu über sich, den guten Hirten. Siehe dazu „Der gute Hirte“ (Tag 1 und Tag 4)

v     Die Tatsache, dass Jesus ein Geheimnis um seine wahre Identität machte, wird in der Theologie Messiasgeheimnis genannt.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin