Andacht
zu Joel 2,12-18
Das Ziel
im Visier (Estomihi), Tag 5
Lesung:
Joel 2,12-18
Doch auch
jetzt noch, spricht der HERR, bekehret euch zu mir von ganzem Herzen mit
Fasten, mit Weinen, mit Klagen! Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider
und bekehret euch zu dem HERRN, eurem Gott! Denn er ist gnädig, barmherzig,
geduldig und von großer Güte, und es gereut ihn bald die Strafe. Wer weiß, ob
es ihn nicht wieder gereut und er einen Segen zurücklässt, so dass ihr opfern
könnt Speisopfer und Trankopfer dem HERRN, eurem Gott. Blast die Posaune zu
Zion, sagt ein heiliges Fasten an, ruft die Gemeinde zusammen! Versammelt das
Volk, heiliget die Gemeinde, sammelt die Ältesten, bringt zusammen die Kinder
und die Säuglinge! Der Bräutigam gehe aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem
Gemach! Lasst die Priester, des HERRN Diener, weinen zwischen Vorhalle und
Altar und sagen: HERR, schone dein Volk und lass dein Erbteil nicht zuschanden
werden, dass Heiden über sie spotten! Warum willst du unter den Völkern sagen
lassen: Wo ist nun ihr Gott? Dann wird der HERR um sein Land eifern und sein
Volk verschonen.
Thema:
Öffentliche Bußtage sind sinnvoll. Allerdings muss die Buße von Herzen kommen.
Auslegung:
Unter der Regierung von Bundeskanzler Kohl wurde der Buß- und
Bettag als gesetzlicher Feiertag abgeschafft. Bundeskanzler Schröder
verzichtete bei seinem Amtseid auf die Formel so wahr mir Gott helfe. Auch
hängte er kein Kreuz in seinem Amtszimmer auf, obwohl man ihm zu diesem Zweck
ein sehr schönes Stück geschenkt hatte. Braucht ein Volk und seine Regierung
heute noch Gottes Hilfe? Sind öffentliche Bußtage noch sinnvoll?
Der Prophet Joel sagt ja.
Aufrichtige Umkehr zu Gott ist bitter nötig
für ein Volk. Deshalb schlägt er einen nationalen Bußtag vor. Blast die Posaune! Trommelt alle Bürger zusammen,
sogar die Babys und die frisch Verheirateten! Wendet euch von ganzem Herzen
Gott zu! Bittet ihn um Gnade und Verschonung! Denn Gott ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte. Wenn ein Volk wirklich Buße tut, wird
er es erhören.
Allerdings: Buße muss echt sein. Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider, ruft Joel aus. Er spielt damit auf ein
öffentliches Bußritual seiner Zeit an. Man zerriss seine Kleider und brachte
damit zum Ausdruck, wie groß die Wut und das Entsetzen über die eigene Sünde
ist. Joel sagt nein zum demonstrativen Kleiderzerreißen,
solange es sich nur um eine oberflächliche Fassade
von Buße und Gläubigkeit handelt. Buße muss von Herzen kommen. Deshalb hätte Joel wohl auch
nein gesagt zu einem gesetzlichen Buß- und Bettag, an dem alle frei haben, aber
keiner Buße tut. Ebenso wie er nein gesagt hätte zum Kreuz im Amtszimmer eines
Kanzlers, der von Gott nichts wissen will.
Gebet:
Herr Jesus, erbarme
dich über unser Volk. Du siehst, wie wir zwar äußerlich reich
geworden sind, aber arm an inneren Werten, die unser Leben auch in kritischen Lagen stützen. Du siehst, wie
gleichgültig die Meisten dir gegenüber geworden sind.
Du siehst, wie gelogen, Ehe gebrochen, gestohlen, getötet,
ausgenutzt und betrogen wird, wenn es dem eigenen Vorteil dient. Du siehst, wie die Würde
des Menschen mit Füßen getreten wird. Ich bekenne, dass auch ich Teil einer
gottlos und unmenschlich gewordenen Gesellschaft bin und bitte dich: Herr erbarme dich über uns.
Impuls:
1. Auch Sie gehören zum Volk. Tun Sie heute (stellvertretend für das ganze Volk) Buße. Bitten Sie Gott um seine Gnade für unser Land.
2. Stellen Sie sich vor, der Bundeskanzler hält eine Fernsehansprache, in der er das ganze Volk aufruft, an einem bestimmten Tag Buße zu tun. Was würden Sie empfinden? Wie glauben Sie, dass die Menschen reagieren würden?
Hintergrundinformationen:
v Über den Propheten Joel weiß man nicht viel.
Vermutlich hat er im 4.Jh.v.Chr. gelebt. Im Mittelpunkt seiner Botschaft steht
der kommende Tag des Herrn, der Tag des großen Gerichtes Gottes.
v Frisch Verheiratete waren normalerweise von
öffentlichen Verpflichtungen, wie zum Beispiel dem Kriegsdienst, befreit. Wenn
Joel sogar Braut und Bräutigam aus ihrem Gemach rufen lassen möchte, sagt er
damit, dass die öffentliche Buße oberste Priorität hat.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin