Andacht zu Hebräer 11, 1-7

Das große Los ziehen (17. Sonntag nach Trinitatis), Tag 5

Andachten auswählen

 

Lesung:

Hebräer 11, 1-7

Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Durch diesen Glauben haben die Vorfahren Gottes Zeugnis empfangen. Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist. Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer dargebracht als Kain; deshalb wurde ihm bezeugt, dass er gerecht sei, da Gott selbst es über seinen Gaben bezeugte; und durch den Glauben redet er noch, obwohl er gestorben ist. Durch den Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt worden, dass er Gott gefallen habe. Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt. Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.

 

Thema:

Der Glaube an Jesus Christus ist das „große“ Los, das die eigenen Möglichkeiten und den eigenen Horziont erweitert.

 

Auslegung:

Wenn sich Ihr Nachbar eines Tages einen Swimmingpool ausheben lässt, seiner Frau ein neues Cabrio und seiner Tochter ein Pferd schenkt, dann vermuten Sie richtig: er hat im Lotto einen großen Gewinn gemacht.

Wenn Ihr Nachbar jedoch plötzlich anfängt, in seinem Garten ein Fest mit den unbeliebten Leuten aus der Hochhaussiedlung zu feiern, oder wenn er seine Arbeitsstelle aufgibt und zusammen mit seiner Frau nach Afrika geht, um dort in einem Krankenhaus zu arbeiten, dann denken Sie in Ihrer Verwunderung sicher, dass sich etwas viel grundsätzlicheres in seinem Leben geändert haben muss als nur der Kontostand; sie vermuten wieder richtig: die Ausrichtung seines Herzens.

Das, was der Hebräerbrief aus dem Alten Testament nacherzählt, muss die Leute ebenso sehr verwundert haben, denn eine solche Veränderung – ob vor 2000 oder 3000 Jahren oder heute – zeigt: jemand hat die Möglichkeit gewonnen, nicht etwas (die Millionen) aus-, sondern etwas (sein Leben und sein Herz) herzugeben. Dieses Hergeben ist ein über sich selbst Hinauswachsen im Horizont Gottes und lässt sich damals wie heute erleben. Die Gewinnquote bleibt dabei aber offen und ist nicht am Kontostand ablesbar.

 

Gebet:

Lieber Herr, du bist ein Gott, der sich hergibt, herschenkt für mich! Das ist etwas, was ich kaum begreifen kann und doch annehmen muss, um deine Liebe in meinem Leben groß und wirksam werden zu lassen. Danke, dass du von mir nichts verlangst, was ich nicht kann, aber dass du mich auch nicht in meinen eigenen Möglichkeiten stehen lässt, sondern dass du mir hilfst mit deinen Augen zu sehen, deinen Ohren zu hören und deinen Füßen zu gehen, um dann mit deinen Händen und Worten zu handeln!

 

Impuls:

Rechenbeispiel Nr.1:

Meine Fähigkeiten + Erfahrungen + Ausbildung + Erscheinungsbild + Vergangenheit + Erwartungen anderer an mich = Mein zugewiesener Horizont.

Rechenbeispiel Nr.2: 

Mein Wollen und meine Schwachheit + Gottes Wille und Kraft = Mein erweiterter Horizont.

Welche Gleichung stellen Sie für sich selber auf? Stimmt Ihre Arithmetik mit der Gottes überein? Errechnen Sie Ihren zugewiesenen und Ihren erweiterten Horizont!

 

Hintergrundinformationen:

v     In Hebräer 11,1 bis 12,2 geht der Verfasser die wichtigsten Etappen des Alten Testaments durch und weist nach, dass schon immer das Wesentliche durch den Glauben geschehen ist.

 

Autoren dieser Andacht: Helmut Stradal und Gisela Merz