Andacht zu Prediger 11, 1-6

Jeder kann helfen (13. Sonntag nach Trinitatis) Tag 5

 

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Lesung:

Prediger 11, 1-6

Lass dein Brot über das Wasser fahren; denn du wirst es finden nach langer Zeit. Verteil es unter sieben oder unter acht; denn du weißt nicht, was für Unglück auf Erden kommen wird. Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf die Erde, und wenn der Baum fällt - er falle nach Süden oder Norden zu -, wohin er fällt, da bleibt er liegen. Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht. Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt und wie die Gebeine im Mutterleibe bereitet werden, so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt. Am Morgen säe deinen Samen, und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen; denn du weißt nicht, was geraten wird, ob dies oder das, oder ob beides miteinander gut gerät.

 

Thema:

Leben und leben lassen. Berechne nicht die Zukunft, sondern nütze den Tag.

 

Auslegung:

Was nützt es, der Vergangenheit nachzuhängen? Was nützt es, die Zukunft sichern und berechnen zu wollen, und über alledem die Gegenwart  - oder darf man sagen das Leben zu verpassen?

Ein Berater will eine Lebensversicherung verkaufen. Er erläutert dem Kunden, wie sich langfristig ein Vermögen aufbauen wird. Sicherheit für die Zukunft. „Und was ist, wenn ein Krieg oder Bürgerkrieg kommt?“, fragt der Kunde. Antwort: „Dann können Sie sowieso alles vergessen, was Sie auf irgend eine Weise an Geld angelegt haben.“

An diesem Punkt setzen die Gedanken des Predigers an: „Du weißt nicht, was für ein Unglück auf Erden kommen wird Will sagen: Der Mensch wird das Tun Gottes nicht letztlich verstehen. Niemand kann seine Existenz wirklich sichern. Deshalb ist es das Sinnvollste, ganz im Augenblick zu leben. „Lass dein Brot über das Wasser fahren“. Jetzt für den Nächsten etwas übrig zu haben ist sinnvoller, als den letzten Euro aufzuwenden, um die eigene Zukunft abzusichern. Jetzt anderen ein würdiges Leben zu gönnen, ist lohnender als zu hamstern und zu mauern. In einer gebenden Gesinnung ist der Schlüssel zum wahren Glück und zum wahren Leben verborgen. Wer anderen Leben gönnt, lernt selbst, zu leben und zu genießen.

 

Gebet:

Herr, ich liebe die Sicherheit, das geregelte Einkommen, die Freunde meiner Umgebung, meine Gemeinde, meine Wohnung und meinen Besitz. Wenn du willst, dass ich mich davon lösen soll um dir anders zu dienen, dann mache mir das sehr deutlich. Hier bin ich, sende mich.

 

Impuls:

1. Das „Brot fährt über das Wasser“. Lassen Sie Ihre Phantasie ein wenig spielen, wie Ihr übriges Geld jenseits des „großen Teiches“ (z.B. in Indien, Afrika, Afghanistan) anderen Menschen ein gutes Leben ermöglichen könnte.

2. Zukunftsvorsorge (Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Sparmodelle) sind bis zu einem gewissen Punkt sinnvoll. Aber sie können unser Leben und vor allem unser Glück nicht wirklich absichern. Denken Sie darüber nach!

 

Ergebnis:

Viele unsere Gaben wie Kräfte, Ideen, Zeit oder Geld können wir nur heute für uns oder andere einsetzen. Wir sollten vor Gott im Heute leben. Unsere Zukunft können wir nur sehr bedingt sichern.

 

Hintergrundinformationen:

v     Das Buch Prediger entstand wahrscheinlich um 150 v. Chr. Er ficht alles Bestehende an und hinterfragt die Dinge leidenschaftlich. Dazu will er uns heute inspirieren.

 

 

Autor dieser Andacht: Rolf Trauenricht