Andacht zu Philipper 3,17.20-21
Rechte und Pflichten der Regierung (23.Sonntag nach Trinitatis), Tag 4

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Lesung:

Philipper 3,17.20-21

Folgt mir, liebe Brüder, und seht auf die, die so leben, wie ihr uns zum Vorbild habt. Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.

 

Thema:

Unser Erdenleben ist ein Provisorium. Die bleibende Heimat haben wir bei Gott im Himmel.

 

Auslegung:

Irgendwo wirklich zuhause zu sein: das ist eine tiefe Sehnsucht vieler Menschen. Das Kind, dessen Eltern sich getrennt haben, sehnt sich nach Heimat. Der Single sehnt sich nach verlässlicher Zweisamkeit. Die Mieterin wünscht sich ein eigenes Heim. Der Flüchtling sucht nach einer Bleibe.

Paulus erinnert daran, dass jedes denkbare irdische Zuhause nur ein Provisorium sein kann. Das wirkliche, bleibende Zuhause wird bei Gott sein. Dorthin sollte sich unsere Sehnsucht letztlich richten.

Und das Provisorium „Erdendasein“? Sollten wir es vernachlässigen? – Dazu ein Vergleich: Wenn aus Ihrem Zahn eine Füllung herausgefallen ist und der Arzt Ihnen erst einmal ein Provisorium hereinmacht, dann hängt es von der Qualität dieses Provisoriums ab, ob Sie etliche Tage Ihres Lebens unter Schmerzen verbringen müssen, oder beschwerdefrei leben können. Das Provisorium ist nicht so wichtig, wie die endgültige Füllung. Das ist klar. Aber es ist auch wichtig.

Für unser weltliches, politisches Engagement bedeutet das: Ob wir die wenigen Jahrzehnte unseres irdischen Lebens in relativem Frieden und relativer Sicherheit verbringen können, oder aber in Chaos und Blutvergießen, ist nicht ganz unwichtig. Und es hängt davon ab, wie wir unser öffentliches und privates Leben gestalten. Es ist wichtig, dass Christen sich in allen Lebensbereichen engagieren und unsere Welt im Hören auf Gottes Gebote mitgestalten. Sie können das gelassen und überlegt tun, gerade weil sie wissen, dass ihre eigentliche Heimat anderswo ist: im Himmel bei Gott.

 

Gebet:

Herr Jesus Christus, bitte bewahre mich davor, dass ich mich in der Vielfalt dieser Welt verliere und dich darüber vergesse. Lass mich bei allem Engagement das große Ziel nicht aus den Augen verlieren: die himmlische Heimat.

 

Impuls:

Denken Sie einmal über Patriotismus nach. Das Wort kommt von „patria“ = Heimat. Ein Patriot weiß sich in seiner Heimat verwurzelt. Ein Christ kann eigentlich nie ein 100%-iger Patriot sein, da seine Heimat der Himmel ist. Können Sie sich z.B. mit folgender Aussage identifizieren? „Meine Heimat ist der provisorische Aufenthaltsort, den Gott mir gegeben hat. Ich bin dankbar, dass ich zu einer Nationalität gehören darf, dass ich Deutscher bin. Menschen anderer Nationalität möchte ich achten und ihnen in Liebe begegnen. Meine endgültige Heimat aber ist woanders: bei Gott.“

 

Ergebnis:

Die Kunst eines christlichen Lebens ist die Kunst, das Provisorium dieser Welt im Sinne Gottes mitzugestalten, ohne sich darin zu verlieren. Unsere Heimat ist im Himmel.

 

Hintergrundinformationen:

v     Paulus war römischer Bürger. Er kannte sich also aus mit dem, was Bürgerrecht bedeutet.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin