Andacht
zu Jeremia 20,7-11
Im
Auftrag des Herrn unterwegs (1.Sonntag nach Trinitatis), Tag 4
Lesung:
Jeremia 20,7-11
HERR, du
hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen. Du bist mir zu stark
gewesen und hast gewonnen; aber ich bin darüber zum Spott geworden täglich, und
jedermann verlacht mich. Denn sooft ich rede, muss ich schreien; "Frevel
und Gewalt!" muss ich rufen. Denn des HERRN Wort ist mir zu Hohn und Spott
geworden täglich. Da dachte ich: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht
mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes
Feuer, in meinen Gebeinen verschlossen, dass ich's nicht ertragen konnte; ich
wäre schier vergangen. Denn ich höre, wie viele heimlich reden: "Schrecken
ist um und um!" "Verklagt ihn!" "Wir wollen ihn
verklagen!" Alle meine Freunde und Gesellen lauern, ob ich nicht falle:
"Vielleicht lässt er sich überlisten, dass wir ihm beikommen können und
uns an ihm rächen." Aber der HERR ist bei mir wie ein starker Held, darum
werden meine Verfolger fallen und nicht gewinnen. Sie müssen ganz zuschanden
werden, weil es ihnen nicht gelingt. Ewig wird ihre Schande sein und nie
vergessen werden.
Thema:
Der Berufung Gottes soll
sich niemand entziehen, selbst wenn das Leben
durch sie schwerer wird.
Auslegung:
Es ist nicht immer ein Zuckerlecken, im Auftrag des Herrn
unterwegs zu sein. Davon konnte Jeremia ein Lied singen. Sein Prophetenamt erdrückte ihn
schier. Unheil und Untergang, Gericht und Gemetzel hatte er ankündigen müssen. Das hatte man ihm übel genommen. Der Bote wurde mit
seiner Botschaft identifiziert. Und weil Jeremia eine schlechte Botschaft
brachte, hatte man ihm nachgestellt und Anschläge auf ihn geplant. Jeremia war
zum Prügelknaben der Nation geworden. War er denn schuld an der ganzen Misere? Nein! Schuld waren die Machthaber und
Verantwortlichen im Staat, die hartnäckig in ihrer Gottlosigkeit verharrten,
und die genüsslich auf Jeremias Seele herumtrampelten.
Der Prophet gelangte an einen Punkt, wo er keine Zukunft mehr sah. Er wollte Gott und seine Botschaft loswerden. Einfach nicht mehr daran denken! Aus
und Ende! Doch dadurch wurde alles nur noch schlimmer. Es brannte in seiner
Seele wie Feuer. Jeremia konnte Gott nicht abschütteln. Er musste durchhalten.
Er musste Prophet bleiben.
Wir sehen an Jeremia, dass das Zeugnis der Bibel nicht dem Gebaren
einer reichen Institution entspringt, die um ihre Privilegien kämpft. Was
Jeremia sagte, war nicht darauf angelegt, dem König zu gefallen. Es war nicht
populistisch aufgebauscht. Es entsprang auch nicht menschlichem Wunschdenken.
Es war schlicht und ergreifend Gottes Wort.
Und es traf ein.
Der Herr ist bei mir wie ein starker Held. Das war der einzige Trost, der Jeremia blieb. Aber es war ein gewaltiger Trost.
Gebet:
Herr, manchmal stehe ich mit meinem Glauben sehr einsam
da. Die anderen belächeln mich oder denken sich Gemeinheiten aus. Gib mir dann
die Kraft zum Durchhalten.
Impuls:
Das leid- und entsagungsvolle Schicksal der Zeugen Gottes (z.B. auch Jona, Abraham, Jesus, Apostel...) steigert die Glaubwürdigkeit der Bibel. Denken Sie über diesen Satz nach!
Hintergrundinformationen:
v Jeremia kündigte den
Untergang Judas (des ehemaligen Südreiches Israels) durch die babylonische Streitmacht an
und warnte vor einem Militärbündnis mit Ägypten, durch das man sich sicher
wähnte. Deswegen wurde Jeremia gehasst. Das änderte nichts daran, dass seine
Weissagungen die er im Namen Gottes aussprach, eintrafen. 587 v.Chr. war mit
der Zerstörung Jerusalems auch der letzte Rest des Königreiches Juda dem
Erdboden gleich gemacht.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin