Andacht
zu Amos 8,1-10
Die große
Abrechnung (Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr), Tag 2
Lesung:
Amos 8,1-10
Gott
der HERR ließ mich schauen, und siehe, da stand ein Korb mit reifem Obst. Und
er sprach: Was siehst du, Amos? Ich aber antwortete: Einen Korb mit reifem
Obst. Da sprach der HERR zu mir: Reif zum Ende ist mein Volk Israel; ich will
ihm nichts mehr übersehen. Und die Lieder im Tempel sollen in Heulen verkehrt
werden zur selben Zeit, spricht Gott der HERR. Es werden an allen Orten viele
Leichname liegen, die man heimlich hinwirft. Höret dies, die ihr die Armen
unterdrückt und die Elenden im Lande zugrunde richtet und sprecht: Wann will
denn der Neumond ein Ende haben, dass wir Getreide verkaufen, und der Sabbat,
dass wir Korn feilhalten können und das Maß verringern und den Preis steigern
und die Waage fälschen, damit wir die Armen um Geld und die Geringen um ein Paar
Schuhe in unsere Gewalt bringen und Spreu für Korn verkaufen? Der HERR hat bei
sich, dem Ruhm Jakobs, geschworen: Niemals werde ich diese ihre Taten
vergessen! Sollte nicht um solcher Taten willen das Land erbeben müssen und
alle Bewohner trauern? Ja, es soll sich heben wie die Wasser des Nils und sich
senken wie der Strom Ägyptens. Zur selben Zeit, spricht Gott der HERR, will ich
die Sonne am Mittag untergehen und das Land am hellen Tage finster werden
lassen. Ich will eure Feiertage in Trauer und alle eure Lieder in Wehklagen
verwandeln. Ich will über alle Lenden den Sack bringen und alle Köpfe kahl
machen und will ein Trauern schaffen, wie man trauert über den einzigen Sohn,
und sie sollen ein bitteres Ende nehmen.
Thema:
Unglaube wird gesät. Bosheit reift heran. Gottes
Gericht ist die Ernte.
Auslegung:
Eine Schale oder ein Korb mit schönem, reifem Obst: das ist ein beliebtes Motiv für ein
Stillleben. Gerne schaut man ein solches Gemälde an. Es zeigt die Früchte
menschlicher Arbeit. Ob die Reichen und Händler in Israel auch schmucke
Obstkörbe gehabt haben, um sich an ihrem Anblick zu erfreuen? Was ist unser
Obstkorb, unsere Lebensernte: ein Konto,
ein Haus, unsere Kinder, ein dankbares,
glückliches Herz?
Der Prophet Amos schockiert seine Zeitgenossen, indem er an die
harmonische Obstkorbidylle eine krasse Botschaft knüpft. Reif ist das Sommerobst im Korb. Reif ist Israel für das Ende.
Was war in Israel gewachsen? Da war zunächst die Aussaat gewesen: Gut 100 Jahre vor Amos hatte König Ahab das Volk
aufgerufen, den Gott Israels zu verlassen und andere Götter anzubeten, z.B. die Liebesgöttin Astarte oder den Machtgott Baal.
Die Aussaat der Gottlosigkeit und des Unglaubens ging auf: Es wuchs im Lande Bosheit, Brutalität, Egoismus, Betrug und Unbarmherzigkeit. Nun so Amos ist die Zeit reif für die Ernte: das Gericht
Gottes, dass Gott das
Ende kommen lässt. Drastisch zeichnet Amos ein Bild von Unheil und Verwüstung: Leichname und Trauer, Sack und Asche,
Jammern und Wehklagen. 722 v.Chr. erfüllten sich die Worte des Propheten.
Ich frage mich: Was ist die Aussaat heute in Deutschland? Glaube oder
Verführung zur Gottlosigkeit? Welche Früchte reifen heran, Früchte der Liebe
oder Früchte der Lieblosigkeit? Und was wird sein, wenn die Zeit reif
sein wird zur Ernte?
Gebet:
Herr Jesus, du lässt eine gottlos
gewordene Gesellschaft das ernten, was sie selbst gesät hat.
Schenke Gottesfurcht in unserem Lande. Schenke Früchte der Liebe und erhalte uns deine Gnade.
Impuls:
1. Stellen Sie in Ihrer Wohnung eine Schale mit Obst auf. Lassen Sie sich an die Worte des Amos erinnern.
2. Wir Christen sollen zum Wohle unseres Landes die Saat des Glaubens und der Liebe ausbringen. Wie könnte Ihr Beitrag aussehen? Denken Sie besonders auch an die Welt außerhalb Ihrer Kirche bzw. Gemeinde.
Hintergrundinformationen:
v Man kann eine Linie
ziehen vom Verlassen Gottes unter König Ahab (vgl. 1.Könige 17-19), über die ethische Verwahrlosung in den folgenden
Jahrzehnten zum Gericht Gottes, das Amos ankündigte, und das mit der Eroberung und
Zerstörung Samarias 722 v.Chr. hereinbrach. Der Unglaube ist die Aussaat. Die
ethische Verwahrlosung ist die Pflanze. Gottes Gericht ist die Frucht. Nach gut
100 Jahren war Israel reif zur Ernte.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin