Andacht
zu Hesekiel 34,1.2.10-16.31
Der gute
Hirte (Miserikordias Domini), Tag 2
Lesung:
Hesekiel 34,1.2.10-16.31
Und des
HERRN Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, weissage gegen die Hirten Israels,
weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Wehe den Hirten
Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden?
...
So
spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von
ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und
sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus
ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen. Denn so spricht Gott der
HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. Wie ein
Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich
meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut
waren zur Zeit, als es trüb und finster war. Ich will sie aus allen Völkern
herausführen und aus allen Ländern sammeln und will sie in ihr Land bringen und
will sie weiden auf den Bergen Israels, in den Tälern und an allen Plätzen des
Landes. Ich will sie auf die beste Weide führen, und auf den hohen Bergen in
Israel sollen ihre Auen sein; da werden sie auf guten Auen lagern und fette
Weide haben auf den Bergen Israels. Ich selbst will meine Schafe weiden, und
ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR. Ich will das Verlorene
wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und
das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden,
wie es recht ist.
...
Ja, ihr
sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein,
spricht Gott der HERR.
Hesekiel
34,1.2.10-16.31
Thema:
Gottes Zorn auf die bösen Hirten
Auslegung:
Warum wurde der sonst äußerst friedliche - Jesus immer so aggressiv, wenn er es mit den Pharisäern zu tun bekam?
Antwort: Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren religiöse Leitfiguren für das Volk. Sie waren sehr angesehen.
Man hörte auf sie. Sie bestimmten die Riten und die religiöse Praxis. Mit einem
Satz: Es waren die Hirten, an die Gottes Volk wie eine Herde
gewiesen war.
Und was taten die Hirten? Leiteten sie das Volk zur Gottesfurcht
an? Liebten sie die Herde Gottes? - Nein!!! Die Hirten dachten nur an sich.
Sie wollten sich bereichern. Ihnen ging es um Einfluss und Macht, aber nicht um die Herde. Und genau hier
entspringt der Zorn von Jesus. Die einzige Szene, in
der Jesus zu äußerer Gewalt greift, die Tempelreinigung, hat genau diesen
Hintergrund: Aus dem Ort des Gebetes hat man einen Marktplatz gemacht.
Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen! - ruft Gott durch Hesekiel. Dieser Ruf des Erbarmens ist in
Jesus Wirklichkeit geworden. Die bösen Hirten haben versagt. Gott selbst wird Mensch und weist den Weg. Der gute Hirte
kommt zu uns. Der Konflikt mit den bösen Hirten ist
unausweichlich.
Der Pfarrer wird heute auch Pastor genannt,
das heißt Hirte. Sein Auftrag ist es, die Herde Gottes zu lieben. Er ist
Diener dessen, der sich um das Verlorene kümmert, das Schwache stärkt und
Gottes Volk auf saftige Weide führt. Hinter allem, was er tut, sollte Jesus,
der große gute Hirte, sichtbar und spürbar werden.
Gebet:
Vater, immer wieder geraten Hirten
deiner Kirche auf Abwege. Ihnen steigt die Macht, das Geld,
die scheinbare Unverletzlichkeit zu Kopfe. Erbarme dich deiner Gemeinde!
Bewahre Pfarrer und Mitarbeiter vor den Versuchungen der Macht. Gib ihnen ein Herz, das dich, den guten Hirten, liebt.
Erhalte sie ihm rechten Glauben. Rüste sie aus mit deinem Heiligen Geist, damit sie zum Segen werden für deine Gemeinde.
Impuls:
Impuls für Pfarrer: Wie sieht das bei uns aus? Sind wir Pfarrer gewissenhafte und glaubwürdige Hirten? Welche Rolle spielen Ansehen, Status, Macht, Ehre und Geld? Unser Text erinnert uns: Wir sind Diener dessen, der sich um das Verlorene kümmert, das Schwache stärkt, das Volk Gottes auf saftige Weide führt. Denken wir daran?
Impuls für alle anderen: Beten Sie jetzt (und immer wieder) für Ihren Pfarrer!
Hintergrundinformationen:
v Es fällt auf, dass Jesus
weder die brutalen Römer angriff, noch ihre Handlanger, die Zöllner, die das
Volk ausnahmen. Vielmehr entstand ein riesiger Konflikt zwischen den bisherigen Hirten (Pharisäer und
Schriftgelehrte), die wie Platzhirsche ihr Revier verteidigten, und Jesus, dem guten Hirten. Beispiel: Den bösen Hirten ging
es um Geld. Der Tempel war für sie
Geschäft. Jesus ging es um Gott. Der Tempel war für ihn Gebetsstätte. Deshalb
kam es zum Konflikt. Anderes Beispiel: Den bösen Hirten ging es um Macht. Durch ein Regelwerk
von religiösen Vorschriften hatten sie das Volk fest im Griff. Jesus ging es um
Gottes Gebote und die Bindung des Glaubenden an den Vater im Himmel. Er
relativierte die Vorschriften der Pharisäer, was für diese einen Konkreten
Machtverlust bedeutete. Deshalb kam es zum Konflikt.
Die Eigendynamik von Geld, Macht und Einfluss gefährdet jede
Religionsgemeinschaft, auch die Kirche von heute. Jesus selbst weist auf
Fehlentwicklungen hin. Nur durch den Gehorsam gegenüber ihm können diese
korrigiert werden.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin