Andacht
zu Sprüche 9,1-10
Party des
Lebens (2.Sonntag nach Trinitatis), Tag 2
Lesung:
Sprüche 9,1-10
Die
Weisheit hat ihr Haus gebaut und ihre sieben Säulen behauen. Sie hat ihr Vieh
geschlachtet, ihren Wein gemischt und ihren Tisch bereitet und sandte ihre
Mägde aus, zu rufen oben auf den Höhen der Stadt: "Wer noch unverständig
ist, der kehre hier ein!", und zum Toren spricht sie: "Kommt, esset
von meinem Brot und trinkt von dem Wein, den ich gemischt habe! Verlasset die
Torheit, so werdet ihr leben, und geht auf dem Wege der Klugheit." - Wer
den Spötter belehrt, der trägt Schande davon, und wer den Gottlosen
zurechtweist, holt sich Schmach. Rüge nicht den Spötter, dass er dich nicht
hasse; rüge den Weisen, der wird dich lieben. Gib dem Weisen, so wird er noch
weiser werden; lehre den Gerechten, so wird er in der Lehre zunehmen. - Der
Weisheit Anfang ist die Furcht des HERRN, und den Heiligen erkennen, das ist
Verstand.
Thema:
Frau Weisheit lädt ein
Auslegung:
Ein dreijähriges Kind kann eine Liedstrophe auswendig. Hast du
das im Kindergarten gelernt, fragt die erstaunte Oma. Nein, das habe
ich mir selber ausgedacht!. Klar, der Junge schätzt sich da etwas falsch
ein. Er möchte alles selber wissen und selber können. Er will alle Lorbeeren
für sich haben.
Und wir Erwachsene? Bilden wir uns ein, aus uns selbst heraus weise zu
sein? Meinen wir, wir hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, wie es ein
Sprichwort sagt? Oder geben wir zu, lernbedürftig zu sein?
Unser Text vergleicht die Weisheit mit einer Frau, die in ihr Haus
einlädt: Wer noch unverständig
ist, der kehre hier ein! Ein
origineller Gedanke. Die Lernbedürftigen werden
kommen und zu sich nehmen, was Frau Weisheit ihnen auftischt. Andere gehen
vorbei. Unser Text nennt sie Toren.
Die erste und wichtigste Lektion, die Frau Weisheit uns erteilt:
Mit Gottesfurcht fängt alle Weisheit an, und mit Gotteserkenntnis alles Wissen.
Nicht mein Wissen ist entscheidend, nicht mein Können, sondern was
ich daraus mache. Ich kann immenses Wissen besitzen und dieses zu leerer Selbstdarstellung,
zu kurzsichtiger Vorteilnahme oder zur Vernichtung von Menschen
einsetzen. Dann bin ich töricht. Der andere Weg: Ich ehre Gott
und setze mein Wissen und Können ein, um Gott und den Menschen zu dienen. Dann
handle ich weise. Mein Leben wird reich werden an Segen
und Frucht.
Gebet:
Herr, ich möchte immer mehr dich erkennen. Ich möchte dich fürchten, lieben und ehren. Gib mir die Gnade, meine Gaben unter deinem Segen
einzusetzen. Schenke mir Gottesfurcht.
Impuls:
1. Wo haben Sie besonderes Wissen und Können? Wie wenden Sie es an? Tun Sie es aus Gottesfurcht und Gotteserkenntnis heraus?
2. Wie kritikfähig sind Sie? Hassen oder lieben Sie einen Menschen, der Sie konstruktiv kritisiert?
Hintergrundinformationen:
v Die Sprüche stecken voll
erstaunlicher Lebensweisheiten. Ein Beispiel dafür ist der Gedanke, den unser
Text äußert: Der Spötter hasst mich für konstruktive Kritik. Der Weise liebt
mich deswegen. Wie wahr.
v Sieben Säulen gehören zum Haus
der Weisheit. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit Gottes.
v Brot und Wein tischt Frau Weisheit
auf. Das sind dieselben Elemente, die auch beim Heiligen Abendmahl wichtig
sind.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin