Andacht zu Jesaja 40,1-8
Der die Steine aus dem Weg räumt (3.Advent), Tag 1

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Lesung:

Jesaja 40,1-8

Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und prediget ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden. Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet. Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.

 

Thema:

Der Prophet hat die Aufgabe, das Volk Gottes in einer aussichtslosen Lage zu trösten. Trost kommt aus Gottes Wort.

 

Auslegung:

In Situationen der Verzweiflung spricht Gottes Wort im Advent.

In der Zeit des Propheten Jesaja war es so. Heimatlose Menschen waren ratlos. Viele dachten: Früher – daheim, da waren wir wer, da hatten wir was. Es fiel uns leicht an Gott zu glauben. Jetzt sehen wir nur den Zusammenbruch. Haben nicht doch die Götter Babylons gesiegt?

In der Zeit Johannes des Täufers war es so. Menschen lebten in der Heimat als Sklaven der römischen Militärmacht. Die Könige, die aus Roms Gnaden mächtig waren, waren gewalttätig und ungerecht. Und die geistlichen Führer waren Egoisten. Viele sahen verbittert und voller Angst in die Zukunft.

Gottes Wort spricht auch in unserer Zeit Menschen an, denen das Leben aussichtslos erscheint.

Die Botschaft des Propheten heißt

TROST. Gott selber spricht: „Tröstet mein Volk.“ Trost ist kein vertröstendes Wortgeplätscher. Gott schenkt Hoffnung. Gott schenkt Heilung des Herzens durch Vergebung. Er schenkt uns „getroste Verzweiflung“.

WÜSTENWEGE führen zum Ziel. „In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg.“ Gott schickt uns auf den langen Weg zurück in die Heimat. Und er gibt die Kraft dazu. Damals dem Volk Israel. Heute führt er uns heraus aus zerstörtem, einsamen Leben, durch Wüsten der Trauer, der Angst, des Unglaubens. Heimat für uns heißt Leben in Gottes Gegenwart.

Das UNVERGÄNGLICHE WORT. Glaube leugnet die Not nicht. „Alles Fleisch ist wie Gras“. In allen Bereichen – in Politik, im Beruf, in Familie, in der christlichen Gemeinde – können wir erfahren, wie gefährdet, wie schwach, wie sinnlos das Leben sein kann. „Aber das Wort unseres Gottes bleibt ewig.“ Trotz Schuld. Trotz Intrigen. Trotz unserer Unfähigkeiten. Trotz Schicksalsschlägen.

 

Gebet:

Vater im Himmel,

sprich dein Wort in unser Herz.

Sprich dein Wort in unsere Resignation und lass uns wieder Licht sehen für die Zukunft.

Sprich dein Wort in unsere Enttäuschung und zeige uns Wege aus der Isolation.

Sprich dein Wort in unseren Kleinglauben, deine Treue stärke unser Vertrauen.

 

Impuls:

Machen Sie sich bewusst, wo Sie zur Zeit eine Hoffnungslosigkeit quält. Verleugnen Sie sie nicht. Verdrängen Sie sie nicht.

Schauen Sie sie an – und widersprechen Sie ihr mit einem Gedanken unseres Bibelabschnitts, z.B. „Tröstet, tröstet  mein Volk! Spricht Gott“ oder: Aus meiner Wüste will ich mich auf den Weg zum Herrn machen.

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Deuterojesaja  wirkte nach der Zerstörung Jerusalems 587 und vor dem Sturz des babylonischen Reiches 539, wahrscheinlich nach 553. Israel lebte im Exil. (Die Meinungen, wie viele Judäer ihr Land verlassen mussten, gehen auseinander). Das babylonische Reich blühte unter Nebukadnezar (604 – 562). Der große König war ein erfolgreicher Feldherr. Nicht nur Jerusalem zerstörte er. Er belagerte Tyrus. Einem neuen Feldzug nach Juda folgte eine weitere Deportation. Er führte Krieg mit Ägypten. Nach seinem Tod begann der Niedergang Babylons.

 

Autor dieser Andacht: Dekan Georg Güntsch