Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr. Psalm 111,4

Das Sakrileg - ein spannender Roman oder mehr?

War Jesus verheiratet mit Maria Magdalena? Bewahrte Leonardo da Vinci ein geheimes Wissen über Jesus? Sind die Evangelien der Bibel eine Fälschung?

Die antichristlichen Grundaussagen Dan Browns in seinem Buch lassen sich fast alle recht leicht widerlegen.

Themenauswahl

Inhaltsübersicht


1. Dichtung und Wahrheit

Das Sakrileg ist ein sehr spannend geschriebener Roman, der – so der Autor Dan Brown – auf Tatsachen beruhen soll. Angeblich halte die katholische Kirche uralte Dokumente zurück, deren bekannt Werden den christlichen Glauben widerlegen würde. Ein Professor für Kunst und eine Kriminalistin kommen diesem uralten Wissen auf die Spur und durchlaufen ein Labyrinth von Aufgaben und Gefahren.

In den Roman eingebaut sind lehrhafte Blöcke (z.B. S.310-360). Diese werden von positiv eingeführten, glaubwürdigen Romanfiguren vorgebracht, v.a. besagtem Professor Robert Langdon. Für den Leser ist hier Dichtung und Wahrheit nicht mehr zu trennen, vielmehr ist er geneigt, die „Erkenntnisse“ des Professors zu glauben. Und das genau ist das Problem. Denn die Erkenntnisse stimmen nicht!

2. Beispiel: Die Zahl Phi 1,618

Langdon lehrt seine erstaunten Studenten (S.132 u. – 133 M.), die Natur sei von Zahlengesetzen durchzogen, eine Schlüsselrolle bilde die Zahl Phi. So sei das Verhältnis von Körpergröße zur Höhe des Bauchnabels (und auch andere Proportionen) bei ausnahmslos allen Menschen exakt Phi.

Diese Aussage lässt sich mit einem Zollstock und einem Taschenrechner sofort widerlegen. Denn verschiedene Menschen sind verschieden gebaut. Phi ist allenfalls ein ungefährer Mittelwert.

Doch gehen wir von solchen Bagatellweisheiten, die im Roman absolut einleuchtend erscheinen, obwohl sie nicht stimmen, zu schwerwiegenderen Aussagen (die auch einleuchtend erscheinen, obwohl sie nicht stimmen):

3. Kaiser Konstantin (325 n. Chr.) habe den christlichen Glauben grundlegend verändert

3.1. Konstantin habe Jesus zum Gott erhoben

Vorher sei Jesus nur als großer Mensch, Lehrer, Vorbild verehrt worden. Dagegen spricht: Schon der Römer Plinius schreibt 112 n. Chr. „…sie verehren Christus als ihren Gott“. Auch Kirchenväter wie Tertullian1 2 und Irenäus von Lyon gehen in ihren Schriften um 200 n. Chr. klar von der Gottheit Jesu aus.

3.2. Konstantin habe die vier biblischen Evangelien neu schreiben bzw. umschreiben lassen

Menschliches über Jesus sei gestrichen worden, Göttliches eingefügt. Ca. 80 ursprüngliche Evangelien seien nahezu vernichtet worden.

Dagegen spricht:

  • Gerade die 4 Evangelien betonen neben der Gottheit auch die Menschlichkeit Jesu. Er braucht Windeln, isst, trinkt, weint, hat Angst, hat Wut, ist sterblich usw.
  • Es gibt zahlreiche Handschriftenfunde 3 von Teilen der vier Evangelien aus der Zeit vor 325.

3.3. Den Begriff Häresie gebe es erst seit Konstantin

Dagegen: Die Kirchenväter der 2.Jh. verwenden diesen Begriff schon.4

3.4. Angeblich alte Quellen gäben das ursprüngliche Jesusbild wieder, seien aber durch Konstantin vernichtet worden, dazu gehören:

  • Die Quelle Q - Diese ist aber nur ein wiss. Postulat, das sich allein auf die vier Evangelien stützt.
  • Die Qumranschriften - Diese sagen aber kein einziges Wort über Jesus.
  • Die Funde von Nag Hammadi5 - Diese Schriften reden oft sehr rätselhaft und viel weniger menschlich von Jesus als z.B. die Evangelien. Einfach einmal im Internet hineinlesen! 6 Schon um 200 nach Christus waren die in ihnen vertretenen Lehren als häretisch (= irrgläubig) bekannt.
Hingegen haben wir sehr alte Handschriftenfunde der vier Evangelien 7 , die wissenschaftlich untersucht werden 8 . Siehe auch 9 , 10 und 11 .

3.5. Konstantin habe die Gottheit Jesu zur Festigung seiner Macht gebraucht

Warum eigentlich? Der heldenhafte Mensch Jesus hätte es auch getan!

4. Maria Magdalena

Jesus sei mit Maria Magdalena verheiratet gewesen und habe mit ihr eine Tochter Sara gehabt. Von ihr stammen die späteren französischen Könige der Merowinger. Stellen, die die Ehe Marias mit Jesus belegen, habe Konstantin streichen lassen. Die 4 Evangelien stellen Maria Magdalena bewusst in einem negativen Licht dar.

Dagegen: Die gnostischen Schriften sprechen fast gar nicht von Maria Magdalena. Einzig das sog. Philippusevangelium (55) sagt: Und die Gefährtin von … ist Maria Magdalena. Der … … sie mehr als … Jünger, und er küsste sie … auf ihren …

Die Tochter Jesu und anderes ist reine Spekulation.

Übrigens: Wäre Jesus verheiratet gewesen und hätte Kinder gehabt, wäre das in seiner Zeit absolut nicht anstößig gewesen, die Evangelisten hätten es ruhig berichten können. Auch theologisch wäre es kaum ein Problem.

Die vier Evangelien schildern Maria hingegen sehr positiv als Jüngerin Jesu, die ihm sehr nah stand:
  • Jesus hatte sie von sieben Dämonen befreit (Mk 16,9; Luk 8,2).
  • Sie begleitete Jesus bei seinem Wirken (Luk 8,1-3).
  • Sie ist Augenzeugin der Kreuzigung (Mt 27,56; Mk 15,40; Joh 19,25).
  • Augenzeugin beim Begräbnis Jesu (Mt 27,61; Mk 15,47).
  • Augenzeugin am leeren Grab (Mt 28,1-10; Mk 16,1-8; Luk 24,10).
  • Besondere Begegnung mit dem Auferstandenen (Mk 16,9; Joh 20,11-18).

5. Das göttlich Weibliche

Die Antwort Dan Browns auf die Frage der Religion durchzieht den ganzen Roman: Mutter Erde, das göttlich Weibliche ist die eigentliche Gottheit. Nur wenige Wissende leben diese Religion bis heute weiter (Astarte und Baalskult in bibl. Zeit, - Freimaurer, Illuminati und diverse Geheimkulte heute). Dies muss im Geheimen geschehen, weil die böse, männerdominierte katholische Kirche die wahre Religion unterdrückt.



Dagegen: Die christliche Religion ist hier tatsächlich eine andere. Das Weibliche wird nicht vergöttlicht, sondern ist Teil der Schöpfung. Die Gleichwertigkeit von Mann und Frau ist wichtig. Mann und Frau ergänzen sich, sie können von einander lernen, indem sie dauerhaft miteinander leben und das heißt: sich gegenseitig im Alltag aushalten.

Übrigens: Frauen in den Evangelien werden für die damalige Zeit außergewöhnlich positiv dargestellt (z.B. Joh 4, Luk 8,1-3 usw.)

6. Leonardo Da Vinci

Er habe zu den Wissenden gehört. In seiner Kunst habe er angeblich geheime Botschaften für die Nachwelt versteckt, die er wegen des Drucks der Kirche nicht offen aussprechen konnte.

Z.B. Das Bild „Das letzte Abendmahl“ zeigt statt Johannes links von Jesus tatsächlich Maria Magdalena. Eine Hand mit einem Messer, zu der keine Person gehört, zielt auf Maria. Das ist natürlich die böse Kirche. Zwischen ihr und Jesus bildet sich ein großes „V“, das Symbol für das Weibliche.

Dagegen: Das ist alles Spekulation. Die Hand gehört eindeutig zu Petrus (der Jesus mit dem Messer später verteidigen wollte). Die Szene stellt die Frage der Jünger „Bin ich’s ?“ lebendig dar. Deshalb die Bewegung auf dem Bild und die dadurch entstehende Figur des V. Johannes wird traditionell zärtlich dargestellt. Es ist der Jünger, den Jesus lieb hatte, der wahrscheinlich (noch) ein wenig kindlich und anlehnungsbedürftig war. Er hat tatsächlich auf dem Bild relativ weibliche Züge.

7. Zusammenfassung

Die antichristlichen Grundaussagen Dan Browns in seinem Buch lassen sich fast alle recht leicht widerlegen.

Das Problem besteht auf einer anderen Ebene: Die Leute lesen es, finden es einleuchtend, und glauben daran, ohne weiter nachzufragen.

8. Anhang: Zitate

8.1. Irenäus von Lyon, Adversus haereses, Buch 3, ca 180 n.Chr.

Sie alle (gemeint sind die Evangelisten) haben uns überliefert, dass es einen einzigen Gott gibt, den Schöpfer des Himmels und der Erde, vom Gesetz und den Propheten verkündigt, und einen einzigen Christus, Gottes Sohn.

8.2. Tertullian, De praescripitione haereticorum, Kap 13, 204 n.Chr.

Dieses Wort sei sein Sohn genannt worden, unter dem Namen Gott verschiedentlich von den Patriarchen geschaut, in den Propheten beständig vernommen, zuletzt aus dem Geiste und durch die Kraft Gottes des Vaters in die Jungfrau Maria herabgestiegen, in ihrem Mutterschoße Fleisch geworden und als Jesus Christus von ihr geboren worden. Darnach habe er das neue Gesetz und die neue Verheißung des Himmelreiches gepredigt und Wunder getan; ans Kreuz geschlagen, sei er am dritten Tage wieder auferstanden; in den Himmel entrückt, sitze er zur Rechten des Vaters, habe als die seine Stelle vertretende Kraft den Hl. Geist, welcher die Gläubigen bewegen soll, gesendet und werde wiederkommen mit Herrlichkeit, um die Heiligen in den Genuß des ewigen Lebens und der himmlischen Verheißungen aufzunehmen und die Unheiligen zum ewigen Feuer zu verurteilen, nachdem die mit Wiederherstellung des Fleisches verbundene Auferweckung beider geschehen ist.

8.3. Thomasevangelium (Nag Hammadi)

( Logion 114): Simon Petrus sagte zu ihnen: ,,Mariham soll von uns gehen. Denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig!

Jesus sagte: ,,Siehe, ich werde sie ziehen, damit ich sie männlich mache, damit auch sie zu einem lebendigen Geist werden, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie sich männlich machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen.

( Titel) Das Evangelium nach Thomas

8.4. Philippusevangelium (Nag Hammadi)

Spruch 53: Die Eucharistie ist Jesus. Denn auf syrisch wird er genannt Pharisatha, das heißt der Ausgebreitete. Jesus kam nämlich, indem er ein der Welt Gekreuzigter ist .

Spruch 54: (25) Der Herr ging in die Färberei Levis. Er nahm 72 Farben und warf sie in den Kessel. Er brachte sie alle weiß heraus und sagte: ,So ist auch der Sohn (30) des Menschen [als] Färber gekommen.

Spruch 55: Die Sophia, die man die ,Unfruchtbare` nennt, sie ist die Mutter [der] Engel. Und die Gefährtin von [Christus] ist Maria Madgalena. Der [Herr liebte] sie (35) mehr als [alle] (anderen) Jünger , und er küßte sie [oftmals] auf ihren [Mund]. Die übrigen [Jünger ( 64.1) ...], sie sagten zu ihm: ,,Weshalb liebst du sie mehr als uns alle?`` Es antwortete der Erlöser, er sprach zu ihnen: ,,Weshalb liebe ich euch nicht (so) (5) wie sie?

9. Anhang: Literaturhinweis

Nicky Gumbel: Das Sakrileg unter der Lupe. Antworten auf Dan Browns Theorien, 2005 Gerth Medien GmbH, Asslar, ISBN 3-89651-221-4

1 Zu empfehlen ist z.B. aus „De Praescriptione haereticorum“ das 13.Kapitel.
2 Schriften von Tertullian * Hier finden sie die Schriften des Kirchenvaters Tertullian in deutscher Übersetzung. (http://www.tertullian.org/articles/kempten_bkv/)
3 Biblische Handschriftenfunde * Die spannende Geschichte vom Fund biblischer Handschriften wird hier erzählt und reflektiert. (http://www.dctb.de/dctb/downloads/fundament-artikel/f604_Handschriften.pdf )
4 Irenäus von Lyon * Bischof Irenäus von Lyon starb zwar erst 190 n.Chr., hatte aber sehr gründlich über das Leben Jesu recherchiert. (Irenaeus_von_Lyon.pdf)
5 Funde von Nag Hammadi * Die spannende Geschichte vom Fund der Handschriften von Nag Hammadi (http://www.nag-hammadi.com)
6 Schriften von Nag Hammadi * Alle Schriften von Nag Hammadi in deutscher Übersetzung. (http://www.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node1.html)
7 Handschriften der Evangelien * Überblick über die verschiedenen uns heute vorliegenden Handschriften des NT (Evv_Handschriften.pdf)
8 Institut für neutestamentliche Textforschung * Homepage der Herausgeber des Novum Testamentum Graece, der wissenschaftlichen Urtextausgabe des NT (http://www.uni-muenster.de/NTTextforschung/)
9 Wann sind die Evangelien entstanden? * Es gibt frühe und späte Datierungsansätze. Zeitkorridor: zwischen 50 und 100 n.Chr. (Evangelien_Datierung.pdf)
10 Siehe Thema: Wie zuverlässig sind die Evangelien? * Die Evangelien sind in hohem Maße zuverlässig. (http://www.glauben-und-fragen.de/?id=D&Thema=3)
11 Siehe Thema: Wird in den Evangelien bewusst die Unwahrheit über Jesus gesagt? * Die Evangelienberichte über Jesus sind kein vorsätzlicher Betrug. (http://www.glauben-und-fragen.de/?id=D&Thema=10)